Eigentlich konnten wir es beide kaum glauben - wir waren jetzt also auf dem Weg zu den berühmten Galápagos-Inseln. Schon so viel hatten wir über diesen 1000km vor der ecuadorianischen Küste gelegenen Archipel gehört: «das letzte Paradies auf Erden», «die größten und ältesten Riesenschildkröten der Welt», «der Ort, wo Charles Darwin zahlreiche Anstöße für seine berühmte Evolutionstheorie bekam» und so weiter... Wir waren also zu Recht sehr gespannt, was uns dort erwarten würde!
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Peter vor riesigen Feigenkakteen.
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Zwei Meerechsen genießen die schöne Aussicht.
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Es war nur ein kurzer Flug, knapp zwei Stunden von Guayaquil aus, und schon landen wir auf der kleinen Galápagos-Insel Baltra. Alles ist anders: das Wasser ist türkisfarben und erinnert eher an die Karibik als an die Weiten des pazifischen Ozeans, das Land wirkt extrem kahl und die einzigen Pflanzen, die im Bereich der Landebahn zahlreich wuchsen, waren baumartige Feigenkakteen (auch unter der Bezeichnung «Baum-Opuntie» bekannt). Diese Kakteen gehören zwar zur Gattung Opuntia, Arten wie die abgebildete Opuntia echios var. gigantea kommen jedoch ausschließlich auf den Galápagos-Inseln vor. Somit sind sie, wie übrigens die meisten der hier lebenden Tier- und Pflanzenarten, endemisch und dadurch besonders durch eingeschleppte Arten bedroht. Mehr zum Thema einheimische und eingeschleppte Arten in Galápagos gibt es bei der Fundación Charles Darwin.
Bei unserer Ankunft ging alles so schnell (Zoll-Kontrolle, Bezahlung der 100 Dollar, ohne die niemand den Nationalpark Galápagos betreten darf...), so dass wir noch am ersten Tag einen Ausflug auf die angrenzende Insel Santa Cruz unternehmen konnten. Und trotz eines heftigen, aber kurzen Regenschauers wurden wir sofort in großes Staunen versetzt, als wir die ersten Riesenschildkröten entdeckten.
Diese Schildkröten von der Art Geochelone nigra porteri waren teilweise mehr als 100 Jahre alt und vielleicht konnten sich einige sogar noch an den Besuch Darwins im Jahr 1835 erinnern ;-) Aber nicht nur die Riesenschildkröten waren beeindruckend, sondern auch die vielen verschiedenen Arten von Darwin-Finken, die es in allen Farben sowie mit allen Schnabelformen gab und die sich auf verschiedene Lebensräume spezialisiert haben.
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Die Attraktion: eine Galápagos-Riesenschildkröte.
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Abends machten wir es uns dann auf dem Boot gemütlich, das für die nächsten Tage unsere Unterkunft sein sollte. Wir ahnten vorher nicht, was es heißen würde, als wir in Quito im Reisebüro ein Boot der Klasse «económica» buchten, sollten es aber schnell lernen: die Kabinen waren so klein, dass man fast keinen Rucksack darin unterbringen konnte, es sei denn, man legte ihn auf das 70cm breite Bett; duschen konnte man nur, indem man dabei auf der Toilette saß und blinde Passagiere, die meistens erst gegen Abend herauskamen, gab es auch genug - gemeint sind Kakerlaken, die sich aber ansonsten ruhig verhielten! Abgesehen davon war es aber ein sehr gemütliches Boot, das uns Nacht für Nacht von einer Insel zur nächsten fuhr, um dann tagsüber vor der Insel zu ankern, die wir gerade besichtigten. Die Crew war außerdem witzig, hat uns mit hervorragendem Essen versorgt und kümmerte sich liebevoll um uns, wenn es darum ging, die Seekranken zu versorgen oder einen über Bord gegangenen Hut wieder aus dem Wasser zu fischen...
Neben Riesenschildkröten gab es aber noch weitere Sensationen. So tummelten sich an den weißen Stränden ganze Großfamilien von Galápagos-Seelöwen (Zalophus californianus wollebaecki); daneben gab es schwarze Lava-Felder, die von hunderten Roten Klippenkrabben (Grapsus grapsus) bevölkert wurden und in denen unzähligen Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) herumwanderten - wir fühlten uns, als wäre dieser Ort nicht Teil der uns bekannten Welt! Doch das sollte noch nicht alles sein...
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Das Postfass von Galápagos.
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Auf unseren verschiedenen Ausflügen auf die Inseln Floreana, Española, San Cristóbal und Santa Fé konnten wir in einer Lagune Flamingos (Phoenicopterus ruber) beobachten, im Unterholz balzenden Blaufußtölpel (Sula nebouxii) zuschauen und spürten bei einer unserer Wanderungen sogar einen Santa Fé Landleguan (Conolophus pallidus) beim Fressen auf. Riesige Prachtfregattvögel (Fregata magnificens) zogen balzend ihre Kreise über den Inseln, während Lavaechsen (Microlophus ssp.) sich in der Mittagshitze sonnten und Galápagos-Albatrosse (Diomedea irrorata) nach einem ruhigen Plätzchen zum brüten Ausschau hielten. Nur der Galápagos Bussard (Buteo galapagoensis) war nicht aus der Ruhe zu bringen und beobachtete beschaulich die vielen Touristen um ihn herum.
Was aber wäre eine Reise zu den Galápagos-Inseln, ohne auf der Insel Floreana am berühmten Postfass vorbeizuschauen und sowohl Post hineinzulegen, als auch welche mitzunehmen - sofern man denn in der Nähe einer angegebenen Adresse wohnte? Hier haben im späten 18. Jahrhundert Walfänger und andere Seeleute einen Briefkasten aufgestellt, um mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben. Jeder konnte dort seinen Nachrichten in Form von Briefen oder ähnlichem hinterlassen, wobei andere Seeleute, die vorbeikamen, diese Post mit sich nahmen. Dabei war nie klar, ob und wann eine Nachricht ihren Empfänger erreichen würde. Diese Tradition wird heute von vielen Touristen auf Galápagos aufrechterhalten: man steckt Postkarten hinein und nimmt vielleicht auch was mit - mal sehen, ob unsere Nachrichten jemals ankommen ;-)
Der Galápagos-Archipel, dessen offizieller Name seit 1892 eigentlich «Archipiélago de Colón» (Kolumbus-Archipel) lautet, hat aber weitaus mehr als nur seine Vulkaninseln mit der zugehörigen Flora und Fauna zu bieten. Ähnlich überwältigend wie die Ausflüge zu Land waren nämlich auch die Tauchgänge in den Buchten oder in der Nähe von manchen Inseln vorgelagerten, hoch aus dem Wasser ragenden Felsklippen herum.
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Ein Blaufußtölpel bei der Balz.
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Der seltene Santa Fé Landleguan.
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Schon der unglaublich strukturreiche Meeresboden, der mit spitzkantigen Felsen gespickt war, beflügelte unsere Fantasie. Als wir aber Schwärme von bunten Fischen, einige wenige riesige Meeresschildkröten und einmal sogar ca. 2m lange und angeblich ungefährliche Haie beobachteten, wurde uns ganz anders. Es war, wie in eine andere Welt einzutauchen, die so fantastisch wie fremd schien, vor allem aber wunderschön war. Das Gefährlichste an unseren Schnorchel-Ausflügen waren jedenfalls nicht die Haie, sondern die Äquatorsonne, die etwa 11 Stunden täglich senkrecht auf uns herab brannte (mit Sonnenschutzfaktor 8 oder 15 kann man hier nicht lange überleben...).
Insgesamt zählten die Tage auf Galápagos zu den eindrucksvollsten unserer Reise und wir können nur empfehlen, diesen einmaligen Lebensraum einmal selbst zu besuchen. Um sich den lokal vorherrschenden Bedingungen entsprechend optimal vorzubereiten, gibt die Fundación Charles Darwin Hinweise, um sich dafür einen Persönlichen Reiseplan zu erstellen.
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